Blog: Dieter Schneider
Wasser, Wind & Worte: Der Präsident macht sich Gedanken
Am 23. November fand in Salzburg unsere (aufgrund einer Satzungsänderung) zweite Generalver-sammlung dieses Jahr statt. Wir hatten sie unter das Motto „Bereit zum Durchstarten…“ gestellt, weil diesmal auch das Präsidium für die Funktionsperiode 2025 bis 2028 zu wählen war. Das aktuelle Präsidium hatte sich im Wesentlichen zur Wiederwahl gestellt und wurde bestätigt. Zum „Durchstarten“ passt auch der Beginn der aktuellen Olympiade, die mit den Sommerspielen in Los Angeles 2028 ihren Höhepunkt haben wird. Es geht also ohne Unterbrechung motiviert weiter.
An dieser Stelle möchte ich mich bei euch allen recht herzlich für mehrere Dinge bedanken: erstens für die hohe Teilnehmerzahl bei dieser Generalversammlung. Für mich war es das erste Mal, dass wir bereits zu Beginn einer Generalversammlung beschlussfähig waren. Zweitens für den guten Spirit, den alle Teil-nehmenden mitbrachten. Für mich ist es in allgemein schwierigen Zeiten sehr motivierend, Aufbruch-stimmung und positives Feedback erleben zu dürfen. Drittens für das schöne Wahlergebnis, das um ein Haar einstimmig ausgefallen wäre und das für uns ein Zeichen ist, dass ihr hinter uns und unserer Arbeit steht.
Auch wenn bereits eine Menge geschehen ist, so bleibt immer noch viel zu tun. Einiges davon können wir selbst gestalten, vieles bedarf aber eurer tatkräftigen Mitarbeit. Wir können unterstützen, informieren und motivieren, und wir können die Plattformen bieten, mit Hilfe derer die gemeinsamen Ziele erreicht werden können. Der in der abgelaufenen Präsidiumsperiode zum Sailing Forum Austria umgebaute Kontrollrat ist eine dieser Plattformen, um brennende Themen zu diskutieren und in Zusammenarbeit zu lösen.
Ein solches Thema war und ist die Nachwuchsarbeit. Wie wichtig diese ist, manifestiert sich im gemeinsam entwickelten Nachwuchskonzept, das alle Stakeholder einbeziehen will und soll. Nun geht es hier an die praktische Umsetzung, und wie immer entstehen dadurch neue Fragen und Herausforderungen, die es zu beantworten gilt. Dies zeigt, dass die Strategie „lebt“ und sich entwickelt wie alles Lebendige auf diesem Planeten.
Ein anderes Thema betrifft die notwendige Entwicklung unserer Mitgliederstruktur, sowohl was die Alters- als auch die Geschlechterverteilung betrifft. Damit verbunden sind Themenkomplexe wie „Zukunft des Ehrenamts“, Sicherung einer ausreichenden Anzahl an Instruktor*innen und Race Officials etc., letztlich auch die Zukunft und die gesellschaftliche Bedeutung unserer Clubs und – insbesondere aus Sicht des OeSV als erfolgreiche Spitzensportorganisation - motivierte junge Menschen für eine Sportkarriere. Denn diese sind die Voraussetzung dafür, dass es auch nach den Spielen in Los Angeles erfolgreich weitergehen kann.
Los Angeles ist ein gutes Stichwort. Bei der letzten Generalversammlung konnten sich die Teilnehmenden von unserer Arbeit im olympischen Spitzensport überzeugen, die auch mit Medaillen belohnt wurde. Die aktuelle Olympiade wird uns vor besondere Herausforderungen stellen. Die Kosten unseres profession-ellen Betriebes steigen weiter, nicht jedoch unsere Fördermittel. Damit sind wir gefordert, verstärkt private Finanzquellen zu erschließen, um zumindest das Niveau unserer Serviceleistungen zu halten. Los Angeles ist auch nicht gerade um die Ecke wie Marseille. Parallel gilt es zu beobachten und uns darauf vorzube-reiten, was 2032 kommt. Wenngleich die nächsten Spiele inhaltlich für uns nahezu unverändert bleiben, was die teilnehmenden Bootsklassen betrifft, stellen wir uns für 2032 auf eine umfassende Reform ein. Matthias Schmid, unser Sportdirektor, meint aber zu Recht: Eine unserer Stärken sind die kurzen Ent-scheidungswege, und mit ihnen bleiben wir eine wendige Organisation, die mit Veränderung gut umgehen kann.
Es gibt noch viele andere Schwerpunkte, die das neue/alte Präsidium setzen will. Die Idee ist, dass wir uns relevante, aber auch realistische Ziele setzen, die wir bis 2028 mittels konkreter Maßnahmen und unter Einbeziehung unserer Stakeholder erreichen wollen.
Nachdem die Adventzeit begonnen hat und die Zeit bekanntlich wie im Flug vergeht, möchte ich an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen, euch und euren Familien schöne Feiertage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr zu wünschen. Das neue Präsidium des OeSV hat im Rahmen des Olympic Summits Anfang De-zember seine erste Sitzung abgehalten, und sich zu einer besinnlichen Weihnachtsfeier mit Athlet*innen, Trainer*innen und dem Office-Team getroffen, nicht zuletzt um das sehr erfolgreiche Jahr 2024 noch ein-mal feierlich Revue passieren zu lassen. Nach der Weihnachtspause werden wir dann bereits motiviert „durchgestartet“ und auf neuem Kurs in die Zukunft sein!
Im OeSV ist es Tradition, dass die vierjährige Funktionsperiode des Präsidiums mit dem Olympischen Zyklus einhergeht, und so wäre unter den bisherigen Bedingungen im Frühjahr 2025 ein neues Präsidium gewählt worden. Durch die letzte Statutenänderung findet die ordentliche Generalversammlung nunmehr jedoch im Herbst statt, und das hat gute Gründe, die vor allem in der erforderlichen Frist zur Fertigstellung der Jahresabschlüsse und den Abrechnungen der Fördergelder liegen. Daher beginnt die neue Funktions-periode des Präsidiums um einige Monate früher und läuft danach wieder für volle vier Jahre.
Rückblickend sind meine ersten vier Jahre im Präsidium, von denen ich fast drei Jahre Präsident sein durfte, rasend schnell vergangen und wurden am Ende durch großartige Erfolge bei den Olympischen Spielen gekrönt, über die ich mich sehr freue. Nun sind wir nach der Phase des Debriefings schon mitten in der Vorbereitung der aktuellen Olympiade. Im Zentrum steht hier neben der Definition der kommenden Kampagnen die Fortsetzung der begonnenen Projekte, allen voran des sogenannten „Technologie-projekts“, das schon bei der letzten Olympiakampagne wesentlich zum Erfolg beigetragen hat.
Ganz am Beginn meiner Präsidentschaft stand der Startschuss für einen Strategieentwicklungsprozess, der heute fürs Erste abgeschlossen ist und dessen Ergebnisse demnächst dem Sailing Forum Austria präsentiert werden. Parallel dazu wurden viele Themen angegangen, das Team wurde deutlich verstärkt und die Organisationsstruktur verändert.
Mit der Strukturreform, die in der Generalversammlung 2022 einstimmig angenommen wurde, haben wir die Landessegelverbände stärker ins Boot geholt und den Kontrollrat umgestaltet. So haben wir heute mit dem Sailing Forum Austria ein neu gestaltetes Gremium, das sich neben statutarisch vorgesehen Aufgaben vor allem der strategischen Weiterentwicklung und Zusammenarbeit zwischen unseren Organisationen widmet.
Im Präsidium gibt es zwei neu geschaffene Bereiche, nämlich „Nachwuchs“ und „ESG+“ (Environment, Social & Governance), die aufgrund der strategischen Wichtigkeit dieser Themen als eigene Säulen definiert wurden. Der umfangreiche Themenblock ESG+ wird von einem neuen Präsidiumsmitglied geleitet, nämlich von Tobias Drugowitsch, der die herausfordernde Aufgabe hat, diesen erstmals zu strukturieren und entsprechende Arbeitsschwerpunkte und Ziele zu definieren. Wichtige Bereiche wie „Safe-Sailing“ oder „Genderangelegenheiten“, aber auch Parasegeln und Inklusion gehören hier dazu. Unsere Vizepräsidentin Angelika Stark hat dankenswerterweise den Bereich „Nachwuchs“ übernommen. Vor kurzem haben wir unser Kinder- und Jugendschutzkonzept präsentiert, das ihr auch auf unserer Webseite www.safe-sailing.at findet. Diesbezüglich noch vorzunehmende Änderungen in den Statuten wollen wir in der nächsten Generalversammlung zur Abstimmung bringen. Das Breitensportressort konnte neu mit Sabrina Stückler besetzt werden, die sich neben laufenden Themen einen Arbeitsschwerpunkt mit den neuen Windsportarten wie zB Wingen gesetzt hat. – Getreu unserem neuem Motto „alleswind“.
Im Bereich der Mitarbeitenden wurden Stefan Glanz-Michaelis als Generalsekretär und Matthias Schmid als Sportdirektor nun auch formal als Leitungsorgane bestellt. Für die neue Säule “Nachwuchs” konnten wir mit Stefan Scharnagl einen erfahrenen Profi gewinnen, auch das Ressort Marketing & Kommunikation wurde professionalisiert und neu gegründet und steht unter der Leitung unseres ehemaligen Präsidiumsmitglieds Barbara Stelzl.
In den letzten Jahren ist aber noch viel mehr passiert. Beispielhaft erwähnen möchte ich hier die Anschaffung der neuen J/70-Bundesliga-Boote durch die Austrian Sailing GmbH (ASG), die sich zunehmender Beliebtheit erfreuen, was sich unter anderem durch die neue Zweite Liga sowie zusätzlicher Events rund um die „Austrian Female Sailing League“ und die Jugendbundesliga manifestiert, wobei letztere heuer wetterbedingt nicht stattfinden konnte.
International sind wir ebenfalls sehr präsent, was der zuverlässigen und engagierten Arbeit des Teams rund um Wolfgang Mayrhofer zu verdanken ist. Wir bestimmen in verschiedenen Gremien mit, sowohl bei World Sailing wie auch im Olympischen Comité. In Kürze wird übrigens auch beim Weltsegelverband neu gewählt, 2025 stehen die Wahlen im Österreichischen Olympischen Comité an, und wir bemühen uns, in all diesen Organisationen wieder gut vertreten zu sein.
Besonders stolz sind wir auch auf die Weiterentwicklungen unserer Digitalplattformen, allen voran des Projekts OeSV-Digital, das um viele Features erweitert wurde. Weiters wurde unsere Serviceseite www.segelverband.at technisch und grafisch runderneuert und die neue Community-Plattform www.alleswind.at geschaffen, um unseren Stakeholdern noch mehr Service und Information zu bieten. Dem Bereich www.safe-sailing.at wurde mit einer eigenen Plattform mehr Sichtbarkeit gegeben. Alle diese Projekte sollen auch in Zukunft laufend weiterentwickelt werden.
Ich kann und will hier nicht die vielen anderen Projekte und Themen nennen, die unser Team, bestehend aus Ehrenamtlichen und fix Angestellten, sonst noch gestemmt hat, aber es sind sehr viele, und daher war und ist die Prioritätensetzung und Fokussierung immer ein wesentlicher Teil der Präsidiumsarbeit.
Wichtig ist auch, dass wir unsere finanzielle Situation weiter im Griff haben und ausbauen. Wir werden von unseren Fördergebern regelmäßig einer Evaluierung unterzogen, wobei wir zuletzt die maximal mögliche Punktezahl annähernd erreicht haben. Dies in Verbindung mit den sportlichen Erfolgen sollte uns auch für die nächsten vier Jahre die Finanzierung durch die öffentliche Hand sichern. Leider stagnieren die absoluten Einnahmen aus öffentlichen Quellen trotz der Erfolge aufgrund der Fördersystematik und werden daher Stück für Stück von der Inflation „aufgefressen“. Daher gilt es, die Finanzierung durch private Quellen weiter auszubauen. Dass gerade dies in wirtschaftlichen herausfordernden Zeiten nicht ganz einfach ist, ist augenscheinlich.
Wie geht es nun weiter? Nach den Spielen ist vor den Spielen und nun stehen die Wahlen des Präsidiums an, das die nächsten 4 Jahre die Geschicke des OeSV lenken soll. Wie bereits angekündigt, möchte ich mit unserem aktuellen Team, dem ich an dieser Stelle ganz herzlich für seine Arbeit danken möchte, für weitere vier Jahre kandidieren und unsere Arbeit fortsetzen. Einzig im Bereich „Nachwuchs“ wird es eine neue Kandidatin bzw. einen neuen Kandidaten geben, zumal Angelika Stark für ein Präsidialamt leider nicht mehr zur Verfügung steht - sie will in anderen OeSV-Gremien aktiv werden bzw. bleiben.
Sollte uns die Generalversammlung Ende November ihr Vertrauen wieder aussprechen, freue ich mich auf die kommenden Herausforderungen, denn eines steht fest: Es gibt noch viel zu tun! Ich würde gerne 2028 rückblickend sagen, dass wir die wesentlichen strategischen Ziele erreichen konnten und bin zuver-sichtlich, dass dies auch gelingt.
„Aus der Breite kommt die Spitze“ – dieses oder ähnliche Zitate hört und liest man vermehrt in den letzten Wochen, wenn es um die zukünftige Rolle des Sports in Österreich geht. Die Aussage ist nicht unum-stritten. Führt eine größere Breitensport-Gemeinschaft automatisch zu Erfolgen im Spitzensport, oder entsteht die Spitze durch besonders gutes Arbeiten in den Fachverbänden? Bezogen auf unsere Wind-sportarten könnte man im Hinblick auf die letzten Olympischen Spiele konstatieren, dass zum Beispiel unser Goldmedaillen-Gewinner Valentin Bontus keine klassische „Karriere“ in einem Segelclub hinter sich hat und dass es in unserer Clubgemeinschaft kaum einen Club gibt, der Kiten im Fokus hat.
Ich verfolge mit Interesse die Diskussion, wie viel „Spitze“ es überhaupt geben sollte, zumal diese ja große Summen an Investment erfordert, um erfolgreich zu sein. Ist es nicht genug, wenn möglichst viele Menschen überhaupt Sport machen, einfach, um sich mehr zu bewegen? Es ist mit Studien belegt und nachvollziehbar, dass mehr Sport das Gesundheitssystem massiv entlastet. Die Sportverletzungen sind im Verhältnis zum Nutzen einer gesünderen Bevölkerung ein sehr geringer Trade-Off.
Die meisten unserer Spitzensportler*innen in den Windsportarten hatten eine mehr oder weniger klassische Karriere in einem Segelclub, stiegen irgendwann in den Opti und später in die Jugendklassen um. Ohne die großartige Arbeit in den Klassenvereinigungen und Clubs wären viele Erfolge im Leistungs- und Spitzensport nicht möglich gewesen. Dafür gilt es allen meist Ehrenamtlichen, die von der Basis auf-wärts mitgeholfen haben, zu danken.
Was den Breitensport betrifft, trägt dieser selbstredend zu dem Ziel bei, Menschen im Sport und damit fit zu halten. Segeln kann man auch bis ins hohe Alter, es fordert Geist und Körper, selbst wenn man auch nicht mehr am Bug oder am Trimm eingesetzt ist. Damit trägt jeder einzelne Segelclub auch dazu bei, dass Menschen gesünder durchs Leben kommen.
Aus der Breitensportszene kommen bisher auch die meisten jener, die später eine Profi-Karriere ein-schlagen. Aber genau hier beginnen unsere Herausforderungen. Es ist wunderbar, wenn viele Jugendliche an der – übrigens zuletzt wieder sehr gelungenen - Jugendmeisterschaft teilnehmen. Andererseits könnte man selbstkritisch anmerken, dass es nur 26 von unseren rund 110 Klubs waren, die dieses Jahr teilge-nommen haben. Die Nachwuchsszene wäre daher durchaus ausbaufähig, insbesondere was die Anzahl der Teilnehmenden betrifft.
Aber auch im weiteren Segler*innenleben gibt es immer mehr Hürden, die eine Weiterentwicklung ver-hindern und viel zu viele hören auf, bevor sie noch richtig begonnen haben. Ist nicht eine solide Schul-bildung wichtiger als die unwahrscheinliche Olympiamedaille? Sind die Investitionen in Material und Reisen für Jugendlich wie Eltern zu groß?
Auf all diese Fragen gibt es Antworten, sei es durch entsprechende alternative Finanzierungsmodelle oder Ausbildungswege, die mit dem Sport vereinbar sind. Vor allem braucht es aber auch das Bewusstsein, dass die sportliche Karriere, auch wenn durch sie der Einstieg in den Beruf vermeintlich verzögert wird, selbst ein großes Asset in der Persönlichkeitsbildung in vielerlei Hinsicht ist. Sportler*innen, insbesondere Segler*innen im weiteren Sinne sind zielstrebig, organisieren sich selbst, gehen mit Belastung und Stress anders um, erwerben soziale Kompetenzen, können komplex denken, blicken über den Tellerrand und lernen Fremdsprachen in der internationalen Gemeinschaft.
Dies gilt es sicher in der Wirtschaft noch stärker zu positionieren. Es gibt diverse Initiativen dazu, sei es durch die KADA, die an die Bedürfnisse des Spitzensports angepasste akademische bzw. berufliche Aus-bildungswege ermöglicht, oder durch den dem Namen nachgestellt Titel „OLY“ – eine Initiative des IOC, um den Wert einer Teilnahme an Olympischen Spielen hervorzuheben. Nicht zu vergessen ist auch die Aus-sicht, im Sport selbst eine berufliche Perspektive zu entdecken. Dafür gibt es viele gute Beispiele. Auch unsere Goldmedaillengewinner*innen im 470er, Lara und Luki, haben eine akademische Ausbildung erfolgreich hinter sich oder sind dabei, diese zu beenden.
Die Mitgliederversammlung hat den Fachverband, dem ich vorstehen darf, strategisch so ausgerichtet, dass er einen starken Spitzensportfokus hat. Wenn oben Gesagtes zum Thema „Breite und Spitze“ stimmt, ergibt sich logisch, dass jeder Mitgliedsverein nach seinen Möglichkeiten seinen Beitrag zu einer möglichst breiten Basis insbesondere in der Jugendarbeit leisten sollte, damit unser Team im OeSV weiterhin genügend Nachwuchs vorfindet, aus dem sich jene Spitze ergibt, auf die wir zu Recht gerade so stolz sind.
Bleibt noch die eingangs gestellte Frage: Wie viel Spitze braucht es überhaupt, wenn ohnedies viele Sport machen? Hier vertrete ich die Meinung, dass es in allen Lebensbereichen, sei es im Berufsleben, in der Schule oder in der Politik, Vorbilder braucht, die den Menschen Ziele und Perspektiven aufzeigen und Richtung geben. Diese Menschen können die Welt zum Besseren verändern, und manchmal habe ich das Gefühl, es gibt viel zu wenige davon.
Zum Schluss möchte ich nicht ohne Stolz feststellen, dass wir als Windsportgemeinschaft nicht zuletzt dank unserer herausragenden Spitzenleistungen weiterhin sehr große Chancen auf breite Unterstützung haben. Natürlich reichen gerade im Spitzensportbetrieb des OeSV die Mittel gefühlt nie aus, aber wir schaffen es offenbar gut, das Beste herauszuholen und an der Weltspitze mitzuspielen. Einen Teil der Basis dazu hat unsere Breitensportgemeinschaft gelegt. Bauen wir diese gemeinsam weiter aus!
Nun wird es also ernst! Diesen Freitag werden die Spiele der 33. Olympiade (wie es im Olympiajargon korrekt heißt) feierlich in Paris eröffnet.
Marseille, wo die Segelbewerbe stattfinden, ist in den letzten drei Jahren quasi zur zweiten Heimat unseres Nationalteams geworden. Unzählige Wochen haben unsere Athlet*innen und Betreuenden hier verbracht, trainiert, Wind und Welle beobachtet, sich mit Gegebenheiten vor Ort vertraut gemacht. Für die Einkleidung und Vereidigung war das Team in Österreich, in der Zwischenzeit sind die meisten wieder in Marseille.
Für mich ist es das erste Mal, dass ich vor Ort mitfiebern darf, wie für Funktionäre heute üblich ohne Akkreditierung und damit Zugang zum „Playground“ des eigentlichen Sportgeschehens, denn dieser soll zu 100 % den Athlet*innen und ihren Betreuer*innen vorbehalten bleiben. Und das ist auch gut so! Das Fernglas ist aber schon gepackt!
Vor zwei Wochen haben wir unsere 9 (!) qualifizierten Athlet*innen würdig verabschiedet. Kaum ein anderer österreichsicher Verband hat es geschafft, derart viele Sportler*innen zu qualifizieren. Ich bin also sehr stolz auf das bisher Erreichte.
Nach der offiziellen Einkleidung durch das Olympische Comité im Marriott Wien folgten die große Farewell-Feier der Lotterien, die sogar im ORF übertragen wurde, die offizielle Verabschiedung beim Bundespräsidenten und schließlich eine stimmungsvolle Countdownfeier in kleinerem Rahmen im Bundesleistungszentrum Neusiedl. „Wir alle fiebern mit, wir sind mit dem Herzen für euch da!“ war DIE Kernbotschaft.
Spätestens ab diesem Zeitpunkt war völlig klar, dass der Fokus nun voll auf dem Sport und den individuellen Leistungen liegen muss, auch wenn die Eindrücke vor Ort, das große Medieninteresse und der Umfang der Veranstaltung per se dies natürlich erschweren. Aber auch darauf wurden unsere Athlet*innen bestens vorbereitet.
Wenn man die fünf Ringe, das Symbol der Olympischen Bewegung, ansieht, so stehen diese bekanntlich für die fünf Kontinente dieser Erde und deren Verbundenheit im Sport. Bei den diversen Ansprachen wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass es vor allem darum geht, als beste Repräsentant*innen eines Landes in der jeweiligen Sportart und Teil dieser friedlichen Bewegung dabei zu sein. Allein die Qualifikation für die Spiele stellt die schon bisher herausragenden Leistungen unserer Athlet*innen außer Frage. - Schließlich darf in unserem Sport pro Klasse nur ein*e Athlet*in pro Nation teilnehmen.
Für mich ist schon vor den Spielen völlig klar, dass die Mitglieder unseres Nationalteams zu den besten Segler*innen, Kiter*innen, Surfer*innen der Welt gehören. Aber natürlich ist er da, der Traum von der Medaille, und der Druck dahinter mag bei zu viel Nachdenken enorm werden. Daher kann ich allen Teilnehmenden nur raten, nicht nachzudenken und einfach das zu tun, was sie bewiesenermaßen ohnedies perfekt können: Schnell, intelligent und gefühlvoll segeln, kiten, surfen.
Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass die Konkurrenz besonders diesmal extrem hart ist, aber wir brauchen uns nicht zu verstecken und es ist sehr vieles möglich!
Mehrfach habe ich das Feedback aus dem Team bekommen, dass die Vorbereitung und Unterstützung seitens des Verbands großartig waren. Der größte Teil der Förderungen, die wir bekommen, bezieht sich auf den Spitzensport. - Unsere aktuellen Aktivitäten im Spitzensport sind daher auch die umfangreichsten, die wir je hatten. Das ist kein Zufall, sondern das Ergebnis der jahrelangen harten Arbeit des Teams rund um unseren Sportdirektor Matthias Schmid und aller anderen engagierten Mitarbeitenden im OeSV. Ihnen möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich danken.
Damit ihr zu Hause auch mitbekommt, was sich in Marseille tut, haben wir Christopher Käferle, unseren Presse-Attaché, vor Ort. Er wird sämtliche Medienthemen koordinieren, sodass sich unsere Olympioniken zu 100% auf den Sport konzentrieren können. Unser Kameramann Dominik Matesa wurde übrigens vom ORF engagiert und es wird auch wieder einen Co-Kommentator aus dem Nationalteam geben. Wir sind also zuversichtlich, dass wir in den Medien einiges über die Bewerbe zu sehen bekommen werden. Auf www.alleswind.at/streams-videos/ wird es von allen Bewerben mit Österreichischer Beteiligung LIVE Tracking geben. Seid also live dabei, wenn unser Nationalteam um die Medaillen kämpft! Die Ergebnisse der Bewerbe und aktuelle Nachrichten findet ihr laufend auf unseren Sozialen Medien [Facebook, Instagram, LinkedIn], auf unserer neuen Plattform www.alleswind.at das genaue (TV-)Programm auf www.alleswind.at/programm/.
Ich persönlich freue mich auf eine aufregende Zeit in Marseille (selbstverständlich auf eigene Kosten) und hoffe, dass die 33. Olympischen Spiele die erfolgreiche Geschichte im österreichischen Segelsport fortschreiben mögen. Außerdem wünsche ich mir von Herzen, dass diese Spiele getreu ihrer Vision nicht nur friedlich verlaufen, sondern auch den Frieden und Zusammenhalt auf der Welt stärken. Denn das brauchen wir alle neben den sportlichen Erfolgen ganz dringend.
Ihr habt es sicher schon bemerkt, dass wir in den letzten Wochen unsere digitalen Medien stark überarbeitet haben und sie in einem neuen Bilde erscheinen lassen. Modern, offen, vielseitig soll sie sein, unsere Kommunikation; gleichzeitig zielgerichtet – jede*r von euch soll finden, was interessiert und was gesucht wird. Aber es sollen auch neue Anregungen und Informationen dabei sein, die ihr vielleicht nicht gerade gesucht habt, und euch auf neue Gedanken bringen.
„Die eierlegende Wollmilchsau“ meint ihr? Nun, wir sind noch lange nicht am Ziel, aber auf einem sehr guten Weg, wie wir meinen. Gerne freuen wir uns auf euer Feedback unter newsletter(at)segelverband.at.
Den Newsletter habt ihr vor euch liegen. Er erscheint ab sofort in einem neuen, offeneren und eleganteren Design. Es soll in erster Linie EUER Newsletter sein mit News, die euch alle interessieren - gerne freuen wir uns daher weiterhin auf eure Meldungen an presse(at)segelverband.at. Gemeinsam wollen wir unseren tollen Sport bekannter und leichter zugängig machen.
Ein wichtiges Anliegen ist uns auch das Ehrenamt. Wir möchten regelmäßig die Menschen, die unseren Sport und unsere Veranstaltungen erst möglich machen, vor den Vorhang holen. Bitte helft uns dabei und schickt uns Vorstellungen, Fotos oder Kurzporträts über Personen, die sich entsprechend verdient gemacht haben.
Dies ist unsere Serviceseite, wie ihr sie kennt – oder vielleicht jetzt nicht mehr erkennt, 😉 im neuen Design. Inhaltlich haben wir nicht viel geändert, aber die Inhalte sollten jetzt leichter auffindbar sein und sind grafisch völlig neugestaltet. Ihr findet hier Infos und Formulare zur Ausbildung, zur Mitgliedschaft beim OeSV, alles rund um Regatten & Wettfahrtordnung, Infos über unsere Athlet*innen und unseren Nachwuchs und vieles mehr. Verlinkungen zu anderen Bereichen aus unserer Webseite und direkt abrufbare E-Mail-Vorlagen stellen die jeweils relevante Information unkompliziert und direkt zur Verfügung.
Unsere neue Dachmarke alleswind haben wir im Herbst gelauncht. Sie stellt klar, dass wir uns nicht nur als Verband aller segelnden Menschen sehen, sondern auch die Interessen aller Surfer*innen, Kiter*innen und Winger*innen verstehen. „Kurz“ gesagt, wir vertreten „alle vom Wind betriebenen Wassersportarten“.
Der derzeitige Fokus auf www.alleswind.at liegt auf den News und der LIVE-Berichterstattung. Die Seite wird laufend weiterentwickelt werden und soll sich auch an „Noch-Nicht-Segler*innen“ richten. Alle Interessierten sollten einfach und unkompliziert Zugang zu unserem schönen Sport bekommen oder auch einfach nur zuschauen können.
Die News wurden also von www.segelverband.at hierher verlegt und unter https://www.alleswind.at/programm/ findet ihr wie (früher) im Fernsehprogramm Ankündigungen über LIVE Berichterstattung im TV, auf SocialMedia und über unsere LIVEStreams. Wir berichten wieder LIVE von der Österreichischen Bundesliga und von der Jugendmeisterschaft und auch das Tracking von den olympischen Bewerben werden hier zeigen.
Mit der Initiative Safe-Sailing tragen wir dazu bei, den Segelsport auch weiterhin von jeder Art der Gewalt, des Missbrauchs, des respektlosen Umgangs und des Mobbings fernzuhalten. Diese Themenseite stellt diverse Dokumente wie unseren Ehrenkodex, unseren Verhaltenskodex oder Vorschläge für die diesbezügliche Formulierung in Vereinsstatuten zur Verfügung, gegliedert nach den Zielgruppen Kinder & Jugendliche – Eltern – Vereine und Coaches. Und natürlich findet ihr hier auch direkten Zugang zu unserer Vertrauensperson und anderen Ansprechpartner*innen im Verband.
„Leinen los, ich wünsch uns gute Reise …“ haben die Teilnehmenden der alleswind Tage des OeSV Anfang April, in deren Rahmen auch die diesjährige Generalversammlung stattfand, mehr als einmal zu hören bekommen. Am zweiten Tag wurde auch schon fleißig mitgesungen 😉. Das Lied, im Original von den Wiener Musikern Roland Cresnar und Jürgen Plank komponiert und neu interpretiert von einer Gruppe Musikern aus meinem persönlichen Umfeld, folgt der Tradition der „Shanties“.
Diese alten Seemannslieder waren im Zeitraum zwischen 1450 und 1875 entstanden und waren wichtig für die koordinierte Zusammenarbeit der Seeleute an Bord. Sie spiegelten in ihren Texten das harte Leben an Bord, aber auch die Freude an der Arbeit und den Zusammenhalt untereinander wider und wurden oft während der Arbeit und in geselliger Runde gesungen. Mit dem Aufkommen der Dampfschiffe verschwand die Tradition dieser Seemannslieder leider.
Das erste Mal habe ich das Lied vor zwei Jahren in einer geselligen Runde von Segelnden gehört mit Oliver Kobale an der Gitarre und Peter Wagner an den Bongos, und da kam mir die Idee, ein Lied für unsere österreichische alleswind Gemeinschaft zu produzieren, das aber auch einen Bezug zu den heuer stattfindenden Olympischen Spielen haben sollte. Die Komponisten waren mit dieser Idee sofort einverstanden und ich konnte für die Produktion meinen Bandkollegen und Musikproduzenten Christian Brunthaler gewinnen, der maßgeblich an der Umsetzung beteiligt war und auch den Sänger, Valentin Broderbauer, für das Projekt engagieren konnte. Und ab gings ins Studio …
Den Originaltext musste ich im Sinne einer moderneren Interpretation doch einigermaßen verändern, war es dort doch über weite Strecken um „Tausend Fass Rum“ und „Lolita“, das schöne Mädchen … gegangen. Jetzt ist der Text singbar und um eine Olympiastrophe ergänzt. Live werden wir „Leinen Los“ übrigens mit meiner Rockband „Young, Strong & Healthy“ interpretieren, das erste Mal bei der Segler*innenparty anlässlich des „Blauen Bands“ am Neusiedlersee.
Ich lade euch alle ein, das Lied in euren Clubs bei Veranstaltungen zu spielen oder auch gerne selbst mit oder ohne Instrumentenbegleitung zu singen. Text und Akkorde findet ihr im untenstehenden Link. Das Video zum Mitsingen mit aktuellen Bildern aus unserer Segelwelt aus der Kamera von Dominik Matesa findet ihr auf unserem YouTube Kanal. Viel Spaß!
Im Zentrum der Nachwuchsstrategie des Österreichischen Segel-Verbands steht die Vision, Kinder und Jugendliche für Segeln, Surfen, Kiten und Wingen zu begeistern, um sie ein Leben lang im Sport zu halten.
Vor allem das Wort „begeistern“ wirkt bei mir stark. Grundsätzlich sollte es nicht schwierig sein, Kinder und Jugendliche für unsere Windsportarten zu begeistern, denn was gibt es Schöneres, als die Freizeit auf dem Wasser zu verbringen, noch dazu in einer Gruppe von Gleichgesinnten. An Begeisterung wird es in den meisten Fällen auch nicht mangeln, aber in manchen Fällen vielleicht am Zugang selbst oder an den Rahmenbedingungen. Genau hier setzt auch unsere Nachwuchsstrategie an.
Warum diese überhaupt ein zentrales Anliegen ist, leuchtet rasch ein, betrachtet man die Altersstruktur unserer Vereinsmitglieder, die überwiegend in der zweiten Hälfte ihres Lebens stehen. Ohne Nachwuchs geht die lebendige Welt unserer Clubs irgendwann verloren. Einige Segelclubs machen bereits heute keine aktive Nachwuchsarbeit mehr. Dass Kinder und Jugendliche ein riesiges Angebot an alternativen Freizeitmöglichkeiten haben, macht die Herausforderung nicht einfacher.
Windsportarten sind im Unterschied zu anderen Aktivitäten wie Fußball oder Tennis schwerer zugänglich. Ein Wassersportgerät zu besitzen, erfordert Finanzkraft, und das Rundherum ist teuer, denkt man an Kosten für Unterkunft und Anreise zu Regatten, vom Zeitaufwand, den zumeist die Eltern oder Erziehungsberechtigten investieren, ganz zu schweigen. Da liegt liegt es an den Stakeholdern unserer Community und ihren meist ehrenamtlich tätigen Mitgliedern und Funktionär*innen, niederschwellige Angebote zu schaffen und offen für die nächste Generation zu sein. Diese - vor allem finanzielle - Niederschwelligkeit ist auch ein Prinzip, das beim olympischen Segeln propagiert wird. Wir brauchen offene Türen und Angebote in den Clubs, auch und besonders für Kinder!
Unsere Strategie im Segel-Verband ist es, Clubs, Landesverbände und Klassenvereinigungen dabei zu unterstützen, gute Nachwuchsarbeit zu machen. Dies beginnt schon bei der Überzeugungsarbeit, dass diese unerlässlich ist, umfasst Ausbildung und Informationsbereitstellung und endet bei Veranstaltungen zB im Rahmen der „Watersports Adventures“.
Wir haben unser Engagement noch weiter verstärkt und mit Ende 2023 Stefan Scharnagl zum Leiter Nachwuchs ernannt, der sämtliche Nachwuchsaktivitäten koordinieren und unterstützen soll. Auch im Präsidium wurde der Bereich Nachwuchs aufgrund seiner großen Bedeutung aus dem Ressort Breitensport herausgelöst und wird nun von unserer Vizepräsidentin Angelika Stark verantwortet. In den Jugendklassen wurden die bestehenden Kadergruppen ILCA & 29er um eine im Aufbau befindliche Surfgruppe erweitert, und Dominika Vadurova hat die 29er Kadergruppe von Stefan Scharnagl übernommen. Die Opti-Klasse als unsere größte Nachwuchsbootsklasse werden wir ab sofort verstärkt unterstützen. Ein gemeinsam mit der Klassenvereinigung ausgearbeitetes Konzept beinhaltet unter anderem einen Trainer, der Segelnde und Eltern kontinuierlich begleiten wird.
Im 2023 konstituierten Sailing Forum Austria arbeitet eine Arbeitsgruppe mit den Landes-Segelverbänden und einem Vertreter der Jugendklassen an wichtigen Nachwuchsthemen. Bei den „alleswind“-Tagen, die Anfang April in Neusiedl am See abgehalten wurden, wurde dem Thema viel Raum gegeben, insbesondere, um Landesverbände sowie Clubs verstärkt ins Boot zu holen. Parallel laufen Diskussionen zu diesem Thema in den Jugendklassenvereinigungen. All dies passiert mit dem Bewusstsein, dass eine Nachwuchsstrategie nur dann funktionieren kann, wenn sie auf breiter Basis mitgetragen wird. Die gesetzten Ziele sind durchaus ehrgeizig, jedoch auch notwendig, um unsere Strukturen für die nächsten Generationen zu sichern.
Was sich schon seit einiger Zeit herauskristallisiert, ist ein polysportiver Ansatz. Wichtig ist, dass unsere Kinder und Jugendlichen Spaß haben und möglichst viel ausprobieren, um ihre persönlichen Vorlieben für den einen oder anderen Windsport zu entdecken. Dazu bieten wir eigene Formate mit verschiedenen Booten, manche mit und manche ohne Wertungen. Wenn es dann zu dem Punkt kommt, dass das eine oder andere junge Nachwuchstalent eine professionelle Segelkarriere anstrebt, ist der OeSV direkt gefordert, optimale Bedingungen zu schaffen mit dem Ziel, auch in Zukunft an der Weltspitze vertreten zu sein. Zu all unseren Jugendprojekten haben wir eigens einen Folder aufgelegt.
Selbstredend wird Nachwuchsarbeit immer vor dem Hintergrund der Prinzipien des „Safe-Sailing“ stattfinden. Eltern müssen sich darauf verlassen können, dass fachlich höchste Standards in Ausbildung und Betreuung angelegt werden und ein respektvoller und wertschätzender Umgang miteinander gewährleistet ist. Dem muss die Ausbildung unserer Trainer*innen und Race Officials gerecht werden.
Ein Abschlussgedanke mit Augenzwinkern noch für unsere friedliebende Clubgemeinschaft: Kinder und Jugendliche, die in unseren Clubs segeln, wingen, surfen und kiten, sollten nicht als Störung des geruhsamen Clubbetriebs gesehen werden, sondern als seine einzig sinnvolle Zukunft!
Am 8. März findet alljährlich der Internationale Frauentag statt. Was bereits vor über 100 Jahren als Teil der bis heute andauernden Bewegung zur Gleichstellung der Geschlechter aus politischen und sozialen Motiven begann, ist dank zahlreicher Initiativen seit einigen Jahren in allen Lebensbereichen angekommen, und natürlich auch im Sport.
Mit Blick auf die Windsportarten ist es heute selbstverständlich, dass es „Mixed Teams“ gibt, dass sich bei den Olympischen Spielen gleich viele Frauen wie Männer messen und dass sich Frauen in unseren Segelclubs engagieren. Die erste olympische Goldmedaillengewinnerin war eine Seglerin, die Schweizerin Hélène de Pourtalès. Viele berühmte Seglerinnen könnte man an dieser Stelle noch nennen. Auch in unseren Reihen können wir auf eine Reihe von überaus erfolgreichen Seglerinnen verweisen, auf die wir stolz sind.
Aber reicht dies, um behaupten zu können, dass alles gut ist? Blickt man hinter die Kulissen, so lautet die ernüchternde Antwort leider „Nein“.
Der durchschnittliche österreichische „Windsportler“ ist nach wie vor überwiegend männlich und über 50. Das setzt sich in allen Bereichen fort, betrachtet man zum Beispiel die Struktur der Race Officials, Trainer*innen und Funktionär*innen. Frauen finden wir nach wie vor oft hinter den Kulissen, bei der Registrierung oder bei der Vorbereitung von Veranstaltungen. Warum ist das so? Wollen Frauen nicht in erster Linie stehen? Sind bestimmte Funktionen wirklich für Männer besser geeignet?
Auch meine eigene Erfahrung im Motivieren von Frauen für ein Ehrenamt im OeSV kann durchaus als durchwachsen bezeichnet werden. Ich musste wiederholt feststellen, dass Frauen in diesem Bereich die gleichen Hürden vorfinden wie im beruflichen Leben. Sie sind oft mehrfach belastet durch Job, Kindererziehung, die Pflege von Angehörigen und vielem mehr. Die klassischen Rollenbilder sind noch lange nicht überwunden.
Auch im Umgang mit der Rolle der Frau im Segelsport ist noch einiges zu schärfen. Aussagen über weibliche Teams wie „Sie segeln gut, obwohl sie Frauen sind.“, sind noch immer weitverbreitet. Auf meinem Tisch liegt eine Masterarbeit einer Seglerin, die sich mit der Rolle der Frau auf Yachten beschäftigt. Aus vielen praktischen Beispielen lernt man unter anderem, welche Rolle eine Frau an Bord idealerweise haben soll und wie sich typische Männerteams verhalten, wenn eine Frau den Pier entlang kommt. Dies mag noch harmlos erscheinen, ist aber bereits das Fundament einer Pyramide, deren Spitze der Missbrauch ist; ein Thema, dem sich der Sport in den letzten Jahren zunehmend widmet und das nicht erst bei körperlichen Übergriffen beginnt. Unser Fachausschuss für Genderangelegenheiten leistet hier dankenswerterweise laufend gute Arbeit, auch rund um den Komplex „Safe-Sailing“.
Etwas möchte ich subjektiv festhalten. Ich bin kein Fan von Quoten, sind sie in meinen Augen indirekter Ausdruck von Diskriminierung. Vielmehr sollte die Motivation, also Frauen Empowerment, im Vordergrund stehen. Auf der strategischen Agenda, die das OeSV-Präsidium laufend weiterentwickelt, findet sich die Zielsetzung, mehr Frauen für die „Windsportarten“ und für das Ehrenamt zu begeistern.
Wir unterstützen daher Initiativen, die in diese Richtung gehen, und wir wollen Frauen jeden Alters motivieren, mitzumachen und vor den Vorhang zu kommen. Bei der letzten Österreichischen Hochsee-Staatsmeisterschaft gab es ein Damen-Team rund um Skipperin Julia Stelzl. Schon bald werden Damenteams auf unseren J/70-Booten trainieren, einige davon werden bei der Segelbundesliga dabei sein. Genauso, wie unsere erfolgreichen Spitzensportlerinnen Vorbilder für junge Nachwuchssegler*innen sein sollen, sollen diese Initiativen mehr Frauen für unseren schönen Sport begeistern.
Gerade wird diskutiert, ob wir im OeSV eine eigene Arbeitsgruppe oder sogar einen Fachausschuss zum Thema „Frauen im Segelsport“ etablieren wollen. Unter anderem wollen wir die Sinne schärfen und den Segelsport schrittweise vom Klischee des männlichen „Seebären“ befreien.
Um nicht falsch verstanden zu werden: Ziel ist keinesfalls die ausschließliche Etablierung von Damenteams und Frauenclubs, die sich dann in Konkurrenz zu Männern begeben. Ziel ist eine Gemeinschaft, die weiblicher, vielfältiger und offener ist, die geschlechterspezifischen Stereotypen entgegentritt und in der jede und jeder seinen Platz findet. Eine coole Segler*innengemeinde eben!
Ein kleines Outing in eigener Sache zum Schluss: Seit ich mich strukturiert mit Themen der Diversität im Sport beschäftige, beginne ich vieles anders zu sehen, habe meine Rolle an Bord in gemeinsamen Segelurlauben neu gefunden und bin ua ein Fan davon, meine Frau Corinna ans Steuer der Urlaubsyacht zu stellen, während ich für uns koche. Und natürlich denke ich kritisch über meine eigenen Aussagen nach, wenn ich doch wieder in eingebrannte Muster verfalle.
Veränderung beginnt immer im Kopf, und ich lade alle meine männlichen Kollegen ein, diese auch zuzulassen, damit es vielleicht irgendwann keinen „Frauentag“ mehr braucht, weil es dann heißt: „Sie segeln gut!“ – und Punkt!